Mpox / Affenpocken

Impfkompass

Seit November 2022 empfiehlt die Weltgesundheitsorganisation (WHO) die Bezeichnung „Monkeypox“ bzw. „Affenpocken“ in „Mpox“ zu ändern, da die Bezeichnung rassistisch oder stigmatisierend wahrgenommen werden kann.  

Informationen über die zu verhütende Krankheit

Erreger, Übertragung und Verbreitung

Mpox / Affenpocken werden durch das Monkeypox-Virus (MPXV), ein behülltes DNA-Virus aus der Gattung Orthopoxvirus, verursacht. Es ist mit den klassischen Pockenviren (Variola-Virus) und den Kuhpockenviren verwandt. Es handelt sich um eine Zoonose, d. h. um eine von infizierten Tieren auf Menschen übertragbare Infektionskrankheit.

Die Übertragung von Mensch zu Mensch erfolgt vor allem bei engem Körperkontakt, insbesondere im Rahmen sexueller Aktivitäten. Sie findet v. a. durch den direkten Kontakt von Körperflüssigkeiten oder den typischen Hautveränderungen (Bläscheninhalt und Schorf) mit Haut oder Schleimhaut statt. Vor allem die Pockenläsionen enthalten hohe Viruskonzentrationen. Auch wurden Übertragungen über kontaminierte Gegenstände wie Kleidung, Bettwäsche oder Handtücher beschrieben. Des Weiteren kann es auch zu einer Übertragung von infizierten Tieren über Bisse, engen Umgang, Tierkörper bei der Jagd oder nicht ausreichend erhitztes Fleisch auf den Menschen kommen.

Mpox sind vorwiegend in West- und Zentralafrika bei Nagetieren verbreitet. Erstmals wurde 1970 in der demokratischen Republik Kongo bei einem 9 Monate alten Jungen Mpox dokumentiert, seither trat es vor allem in west- und zentralafrikanischen Ländern auf. Seit Mai 2022 wurden weltweit zunehmende Fälle von Mpox / Affenpocken ohne Reiseanamnese beschrieben. Das European Centre for Disease Prevention and Control (ECDC) veröffentlicht auf seiner Homepage (engl.) regelmäßig >> Fallzahlen und epidemiologische Charakteristika.

Inkubationszeit und Krankheitsbild

Die Inkubationszeit beträgt in der Regel fünf bis 21 Tage, seit Mai 2022 wurden jedoch auch kürzere Ansteckungszeiten von ein bis vier Tagen beobachtet.

Häufig beginnt die Infektion mit unspezifischen Symptomen wie Fieber, Schüttelfrost, Rückenschmerzen, Fatigue, Gelenk- und Muskelschmerzen oder Lymphadenopathien, welche vor den typischen Hauteffloreszenzen auftreten können. Charakteristisch sind die teilweise sehr schmerzhaften Hautläsionen, welche asynchron die Stadien Macula, Papula, Vesicula und Pustula durchlaufen und schließlich verkrusten und abfallen. Dieser Ausschlag tritt vor allem im Bereich des Gesichts, Brust, Genitalbereich sowie an Händen und Füßen auf.

In der Regel verläuft die Krankheit mit milden bis moderaten Symptomen nach zwei bis drei Wochen selbstlimitierend, längere und kompliziertere Verläufe (selten mit letalem Verlauf) sind möglich. Krankheitsfolgen können neben narbigen Hautveränderungen bleibende Hornhautschäden mit Sehverlust bei Augenbeteiligung sein.

Die Diagnostik sollte vorzugsweise über trockene Abstriche offener Hautläsionen mittels real-time PCR (rtPCR) erfolgen. Eine Bestimmung von Antikörpern gegen das Mpox-Virus wird nicht generell empfohlen.

Behandlungsmöglichkeiten

Im Vordergrund steht aufgrund des meist selbstlimitierenden Verlaufs die symptomatische Behandlung.  Neben der Schmerztherapie können die Hautläsionen mit einer topischen Anwendung von Zink-Schüttelmixturen behandelt werden. Zur Verringerung der Ansteckung sollten die Hautläsionen mit Kleidung und Verbänden bedeckt werden.

Bei milden Verlaufsformen ist eine ambulante Versorgung mit regelmäßigen Verlaufskontrolle möglich. Eine Isolation ist zu empfehlen, vor allem wenn die Läsionen an Körperstellen sind, die durch Kleidung und Verbände nicht bedeckt sind oder sonstige Symptome wie Fieber, Kopfschmerzen oder respiratorische Beschwerden wie Husten bestehen. Kontakte zu vulnerablen Personen wie Schwangere, Kindern unter 12 Jahren oder ältere und immungeschwächte Personen sollte bis zur vollständigen Genesung vermieden werden.

In Europa steht das Medikament Tecovirimat zur Behandlung von Mpox / Affenpocken zur Verfügung. Aufgrund von Hinweisen auf rasche Resistenzentwicklung wird es nur nach strenger Indikationsstellung für Personen mit hoher Wahrscheinlichkeit für einen schweren Verlauf wie beispielsweise nach Organ- oder Stammzelltransplantation oder HIV-Infektionen mit CD4-Zellzahl < 200 eingesetzt. Bei Kontraindikationen für Tecovirimat sowie schweren Verlauf kann zudem die Anwendung von Vaccinia-Immunglobulinen oder Brincidofovir erwogen werden. Weitere Informationen werden durch den >> Ständigen Arbeitskreis der Kompetenz- und Behandlungszentren für Krankheiten durch hochpathogene Erreger (STAKOB) veröffentlicht.

Nach Kontakt zu Personen oder bei Infektion mit Mpox / Affenpocken sollte das örtliche Gesundheitsamt kontaktiert werden. Gemäß § 6 Abs. 1 Nr. 1 IfSG besteht bei Krankheitsverdacht, Erkrankung sowie Tod in Bezug auf durch Orthopockenviren verursachte Krankheiten sowie gemäß § 7 Abs. 1 IfSG der direkte oder indirekte Nachweis von Orthopockenviren, soweit die Nachweise auf eine akute Infektion hinweisen, namentliche Meldepflicht.

Nutzen der Impfung für das Individuum und die Allgemeinheit

Eine generelle Impfung für alle wird nicht empfohlen. Für bestimmte Risikogruppen sollte die Indikation individuell geprüft werden, um Krankheitsfälle und ggf. schwere Verläufe zu vermeiden. Zudem sollte verhindert werden, dass sich Mpox als Infektionskrankheit in Deutschland etabliert. Es besteht immer ein gewisses Risiko, dass sich das Virus verändert oder es seine Eigenschaften verändert. 

Verfügbare Impfstoffe

 Monovalente Impfstoffe

  • Imvanex (Fachinformation deutsch)  /  Imvanex - Fachinformation der EMA (deutsch) - Produktbeschreibungen in >> 24 Sprachen (Bitte dann auf Link "available languages" klicken.)

Durchführung

Die Immunisierung erfolgt durch subkutane Injektion, vorzugsweise in den Oberarm. Die Grundimmunisierung erfolgt durch zwei Impfdosen von 0,5 ml mit einem Zeitabstand von mindestens 28 Tagen. Der Impfstoff ist ab 18 Jahren zugelassen.

Die Ständige Impfkommission (STIKO) empfiehlt als Postexpositionsprophylaxe und Indikationsimpfung zwei Impfstoffdosen im Abstand von mind. 28 Tagen. Bei Personen, die bereits einmalig in der Vergangenheit geimpft wurden, erfolgt eine einmalige Impfstoffdosis

Immungeschwächte Personen (z. B. Patienten mit HIV-Infektion oder unter Immunsuppressiva), die bereits gegen Pocken-, Affenpocken- oder Vaccinia-Viren geimpft wurden, erhalten zwei Auffrischungsdosen mit einem Mindestabstand von 28 Tagen.

Aufgrund der eingeschränkten Verfügbarkeit des Impfstoffes werden die Impfstoffdosen von den Bundesländern verteilt. Die Verteilung ist je nach Bundesland unterschiedlich. Weitere Informationen können die Gesundheitsämter in den jeweiligen Bundesländern geben.

Angaben zum Impfschutz

Seit Juli 2022 ist in Europa der durch die EMA zugelassener Impfstoff Imvanex® gegen Mpox / Affenpocken verfügbar. Dieser Impfstoff wurde bereits 2013 zur Prophylaxe gegen Pocken zugelassen, eine Kreuzimmunität zu Mpox konnte nachgewiesen werden. In den USA ist der Impfstoff unter dem Namen Jynneos® und in Kanada unter dem Namen Imvamune® ebenfalls gegen Mpox/Affenpocken zugelassen.

Die Schutzwirkung von Imvanex® gegen eine durch Pocken-, Affenpocken- sowie Vacciniaviren hervorgerufene Erkrankung wurde beim Menschen nicht untersucht. Aufgrund von Studienergebnissen wird für Personen, die in der Vergangenheit bereits gegen Pocken geimpft wurden, von einer Schutzwirkung von 85% gegen Mpox geschätzt. Aus diesem Grund wird aktuell nur eine einmalige Booster-Impfung mit Imvanex® / Jynneos® empfohlen.

Der Impfstoff Imvanex® enthält ein modifiziertes Vacciniavirus Ankara (MVA-Impfstoff). Er zählt zu den sogenannten Lebendimpfstoffen, enthält allerdings keine im Menschen replikationsfähigen Viren, sodass auch immunsupprimierte Personen den Impfstoff erhalten können. Der Impfstoff ist ab 18 Jahren zugelassen. Während die 1. Impfstoffdosis bereits einen guten Basisschutz gegenüber Mpox/Affenpocken vermittelt, dient die 2. Impfstoffdosis insbesondere dazu die Dauer des Impfschutzes zu verlängern.

Indikationen

Eine generelle Impfung ist, basierend auf der aktuellen Risiko-Nutzen-Bewertung, nicht notwendig und nicht empfohlen.

Indikations- und Berufsimpfung bei Personen mit erhöhtem Expositions- und Infektionsrisiko:

  • Männer über 18 Jahren, die Sex mit Männern haben (MSM) und häufig Partner wechseln
  • Berufliche Indikation für Personal in Speziallaboratorien, das gezielte Tätigkeiten mit infektiösen Laborproben, die Orthopockenmaterial enthalten, ausübt und nach individueller Risikobewertung als infektionsgefährdet eingestuft wird

Postexpositionsprophylaxe (PEP):

  • Nach engem körperlichen Kontakt über nicht intakte Haut oder über Schleimhäute (z. B. sexuelle Kontakte, zwischenmenschliche Kontakte von Familienangehörigen) oder nach längerem ungeschützten face-to-face-Kontakt < 1 m mit einer an Mpox/Affenpocken erkrankten Person (z. B. Haushaltskontakte).
  • Nach engem Kontakt ohne ausreichende persönliche Schutzausrüstung (Handschuhe, FFP2-Maske/medizinischer Mund-Nasenschutz und Schutzkittel) zu einer Person mit einer bestätigten Mpox-/Affenpockenerkrankung, ihren Körperflüssigkeiten (z. B. Nadelstichverletzung) oder zu kontaminiertem potenziell infektiösen Material (z. B. Kleidung oder Bettwäsche von Erkrankten) in der medizinischen Versorgung.
  • Personal in Laboratorien mit akzidentell ungeschütztem Kontakt zu Laborproben, die nicht inaktiviertes MPXV-/ Affenpockenmaterial enthalten; insbesondere, wenn Virusanreicherungen in Zellkulturen vorgenommen werden.

Bis 14 Tage nach Kontakt sollten asymptomatische Personen über 18 Jahren frühestmöglich eine Impfung erhalten. Bei Personen, die in der Vergangenheit gegen Pocken geimpft worden sind, reicht eine einmalige Impfung. Aufgrund von Erkenntnissen von der Pocken-Impfung geht man davon aus, dass bis vier Tage nach Exposition die Impfung eine Infektion wahrscheinlich verhindert werden kann. Erfolgt die PEP-Impfung im Zeitraum von vier bis 14 Tagen nach Exposition, kann eine Erkrankung nicht mehr verhindert, allerdings die Schwere der Symptomatik reduziert werden.

Bei örtlichen Infektionshäufungen (Ausbrüchen) kann eine Riegelungsimpfung von Erwachsenen erfolgen, auch ohne, dass im Einzelfall der direkte oder indirekte Kontakt zu einer erkrankten Indexperson nachgewiesen wurde.

Kontraindikationen

  • Allergie gegen Wirkstoffe oder Bestandteile von Imvanex® oder Auftreten einer allergischen Reaktion nach Gabe von Imvanex®, u. a. gegen Hühnerprotein, Benzonase, Gentamicin und Ciprofloxacin
  • Schwangerschaft und Stillzeit
  • Kinder und Jugendliche unter 18 Jahre
  • Akute fieberhafte Infektion

Nebenwirkungen

Sehr häufig (≥ 1/10): Kopfschmerzen, Übelkeit, Myalgie, Schmerzen / Erythem / Schwellung / Pruritus an der Injektionsstelle, Müdigkeit;

Häufig (≥ 1/100, < 1/10): Appetitstörungen, Gliederschmerzen, Arthralgie, Rigor, Knoten / Verfärbung / Hämatom / Erwärmung an der Injektionsstelle, erhöhte Körpertemperatur, Pyrexie;

Gelegentlich (≥ 1/1 000, < 1/100): Nasopharyngitis, Infektion der oberen Atemwege, Lymphadenopathie, Schlafstörungen, Schwindel, Parästhesie, Pharyngolaryngeale Schmerzen, Rhinitis, Husten, Diarrhoe, Erbrechen, Hautausschlag, Pruritus, Dermatitis, Steifigkeit des Bewegungsapparats, Schwellung in der Achselhöhle, Malaise, Blutung / Reizung an der Injektionsstelle, Gesichtsrötung, Brustschmerzen, Troponin I erhöht, Leberenzym erhöht, Leukozytenzahl erniedrigt, Mittleres Thrombozytenvolumen erniedrigt;

Selten (≥ 1/10 000, < 1/1 000): Sinusitis, Influenza, Konjunktivitis, Migräne, periphere sensorische Neuropathie, Somnolenz, Vertigo, Tachykardie, Schmerzen im Oropharynx, Mundtrockenheit, Abdominalschmerzen, Urtikaria, Hautverfärbung, Hyperhidrose, Ekchymose, nächtliches Schwitzen, Subkutaner Knoten, Angioödem, Rücken-, Nackenschmerzen, Muskelspasmen, Schmerzen des Bewegungsapparats, Muskelschwäche, Axilläre Schmerzen, Exfoliation / Entzündung / Parästhesie / Reaktion / Hautausschlag an der Injektionsstelle, Peripheres Ödem, Asthenie, Gefühllosigkeit / Trockenheit Bewegungseinschränkung an der Injektionsstelle, Grippeartige Erkrankung, Blasenbildung an der Injektionsstelle, Leukozytenzahl erhöht, Kontusion;

Auffrischung

Zur Bestimmung des geeigneten Zeitpunkts für die Gabe von Auffrischungsdosen liegen keine hinreichenden Daten vor.

Patienteninformation

Aktuelle RKI-Leitseite zur >> Affenpocken-Impfung (inkl. mehrsprachiger Aufklärungsblätter und Anamnese-Formulare) und >> STIKO-Empfehlung zur Schutzimpfung gegen Affenpocken (21.6.2022)

>> Flyer von RKI und BZgA zu Mpox/Affenpocken, u. a. zu Übertragungswegen und Präventionsmöglichkeiten

>> Bürgerinformationen zu den Affenpocken (BZgA) und der >> Deutschen Aidshilfe

Weiterführende Informationen

>> RKI-Empfehlungen für die Risikokommunikation und Prävention von Mpox für den öffentlichen Gesundsheitsdienst und Veranstaltungsorganisatoren

>> RKI-Ratgeber Mpox/Affenpocken

Quellennachweis: rki.de

Das FORUM Reisen und Medizin (FRM) hat alle Inhalte mit größter Gewissenhaftigkeit zusammengestellt. Es übernimmt jedoch grundsätzlich keine Haftung für die Richtigkeit der Angaben. Die Erwähnung von Produkten und/oder Verfahren stellt keine Empfehlung oder Qualitätsbeurteilung dar und begründet daher auch keine diesbezügliche Haftung. Richtlinien, Gesetze, Verordnungen und Empfehlungen haben nur Gültigkeit und dürfen nur Anwendung finden in der aktuellsten, im einschlägigen Verkündungsorgan veröffentlichten Form. Für Aktualität, sachliche Korrektheit oder Vollständigkeit von solchen, in diesem Internet-Angebot enthaltenen Informationen wird keine Gewähr übernommen.