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Tetanus

Impfkompass 

Der Tetanus ist eine bakterielle Infektion, die durch Toxine der ubiquitär vorkommenden anaerob wachsenden Tetanusbakterien verursacht wird. Die Erreger dringen durch Verletzungen in den Körper ein und führen zu lebensbedrohlichen Muskelkrämpfen und Dysregulation lebenswichtiger vegetativer Funktionen. Insbesondere bei älteren Personen kann die Letalität bis zu 40% betragen. Die Tetanusimpfung bietet bei regelmäßiger Auffrischung den einzigen sicheren Schutz vor einer Erkrankung.

Informationen über die zu verhütende Krankheit 

Erreger, Übertragung und Verbreitung  

Der Erreger des Tetanus ist Clostridium tetani, ein anaerob wachsendes, sporenbildendes Stäbchenbakterium. Es bildet mehrere potente Exotoxine, von denen Tetanospasmin für die Symptomatik eine entscheidende Rolle spielt. Tetanusbakterien kommen weltweit vor. Die primäre Lebensraum scheint der Darm verschiedener Wiederkäuer (Schafe, Rinder) und von Pferden zu sein. Mit den Tierexkrementen gelangen die Bakterien in das Erdreich. Besonders große Mengen finden sich damit in natürlich gedüngter Erde. Der Erreger dringt durch Verletzungen in den Körper ein. Besonders gefährdet sind tiefe, verschmutze Wunden, Stich-, Biss-, Schussverletzungen, schwere Verbrennungen, Gewebsnekrosen mit anaeroben Verhältnissen. Die Erreger bilden lokal unter anaeroben Bedingungen Toxine, die über periphere Nerven über das Rückenmark in das Gehirn gelangen. Dort blockiert Tetanospasmin Neuronen, die die Aktivität von Motoneuronen hemmen. Durch die unkontrollierte überschießende Aktivität der Motoneuronen werden lokalisierte oder generalisierte Spasmen induziert. Weltweit treten schätzungsweise 1 Million Tetanus-Erkrankungen auf. Die überwiegende Form ist der Tetanus neonatorum, die Infektion des Nabelstumpfes bei Neugeborenen.

Inkubationszeit und Krankheitsbild  

Die Inkubationszeit des Tetanus ist abhängig von den gebildeten Toxinmengen und von der Lokalisation der Verletzung. Sie variiert von 2 Tagen bis zu 4 Wochen. Die Symptomatik beginnt meist mit Spasmen der Kau- und Gesichtsmuskulatur (sog. Risus sardonicus), die dann in unterschiedlichem Maß auf die übrige Skelettmuskulatur übergehen. Im schlimmsten fall ist die gesamte Muskulatur einschließlich der Atemmuskulatur betroffen. Die Krämpfe können so stark sein, dass Knochenbrüche (z.B. der Wirbelsäule) auftreten. Lähmungen der Schlundmuskulatur führen zu Verschlucken und zu Aspirations-Pneumonien. Die Krämpfe können durch alle Reize (Licht, Geräusche, Berührung) ausgelöst werden und die Patienten erleben sie bei vollem Bewusstsein. Besonders gefürchtet sind die vegetativen Symptome (hyperton-hypotone Krisen innerhalb von Sekunden; Hyper-Hypothermie; Arrhythmien bis zum Kammerflimmern u.a.). Todesursachen sind häufig nicht beherrschbare vegetativen Probleme, bakterielle Superinfektionen oder kardiovaskuläre Komplikationen. Der Verlauf kann über Wochen andauern. Die Letalität liegt bei 20 bis > 50%, mit einem Anstieg mit zunehmendem Alter. Die Erkrankung führt nicht zu einer Immunität.

Behandlungsmöglichkeiten 

Beim Tetanus sollte die verursachende Wunde möglichst rasch chirurgisch saniert werden. Daneben wird Tetanus-Hyperimmunglobulin verabreicht, um noch nicht in den Nervenzellen befindliches Toxin zu neutralisieren. Die antibiotische Therapie soll noch im Organismus befindliche Erreger abtöten bzw. die Toxinbildung der Bakterien hemmen. Die Patienten werden unter intensivmedizinischen Bedingungen in einem relaxierten, künstlichen Koma behandelt, wobei die Stabilisierung der vegetativen Funktionen die größten Probleme bereitet.

Postexpositionelle Prophylaxe

Den genauen Vorgang der Immunisierung im Verletzungsfall, beschreibt die STIKO in ihrer aktuellen Impf-Empfehlung. Bei der Immunisierung wird u.a. der Tetanus-Immunstatus beachtet, als auch zwischen sauberen, geringfügigen und anderen Wunden unterschieden.

Nutzen der Impfung für das Individuum und die Allgemeinheit 

Mehr als 50% der Verletzungen mit Tetanus sind Bagatellverletzungen, die nicht zu einem Arztbesuch führen. Damit wird eine mögliche Postexpositionsprophylaxe häufig nicht durchgeführt. Damit stellt die Präexpositions-Prophylaxe durch die aktive Tetanusimpfung die einzige sichere Möglichkeit einer Vermeidung des Tetanus dar. Während bei Kindern und Jugendlichen meist ein Impfschutz > 80% besteht, nimmt dieser durch unterlassene Wiederauffrischungs-Impfungen mit zunehmendem Alter ab, so dass etwa die Hälfte der > 60-jährigen keinen ausreichenden Impfschutz mehr aufweisen. 
Da der Tetanus nicht von Mensch zu Mensch übertragen wird, spielt der Kohortenschutz keine Rolle. Wichtig ist, dass der Schutz von schwangeren Frauen einen Nestschutz für das Neugeborene induziert und so vor dem Tetanus neonatorum.

Verfügbare Impfstoffe

Der Tetanusimpfstoff ist ein Totimpfstoff, der aus inaktiviertem d.h. entgiftetem Toxin (Toxoid) besteht, das an Aluminiumhydroxid oder -phosphat (Adjuvans) adsorbiert ist. Diese Impfstoffe enthalten in 0,5 ml 40 bis 75 IE Tetanustoxoid. Eine „Fluidvakzine“ ist frei von Adjuvans und enthält in 0,5 ml 2 IE Toxoid. Sie darf nur zur Auffrischung verwendet werden und wird subkutan verabreicht.

Die jeweilige Applikationsart bzw. das Dosierungsschema erhalten Sie durch Klick auf den von Ihnen gewählten Impfstoff.

Monovalente Impfstoffe

Kombinationsimpfstoffe

Td:

DTaP:

TdaP:

Td-IPV:

TdaP-IPV

DTaP-Hib-IPV:

DTaP-HiB-IPV-HB:

Angaben zum Impfschutz

Der Impfschutz beginnt 10 bis 14 Tage nach der 2. Impfung.  
Nach kompletter Grundimmunisierung hält der Impfschutz im Normalfall für mindestens 10 Jahre an. Die sichere Schutzschwelle liegt bei 0,1 IE Tetanus-Antitoxin/ml. 

Durchführung 

Die Gabe der Dosis von 0,5 ml Impfstoff erfolgt tief intramuskulär, bei entsprechender Indikation (z.B. hämorrhagische Diathese) auch subkutan.

Säuglinge, Kinder, Jugendliche siehe >> Aktueller Impfkalender. Die Ständige Impfkommission am Robert Koch-Institut veröffentlichte am 3. August 2009 die Empfehlung zur einmaligen Pertussis-Impfung für Erwachsene zusammen mit der nächst fälligen Tetanus- und Diphtherieimpfung. Der Grund für die Empfehlung, betonen die Experten, liegt in der Reduktion der Krankheitslast durch Pertussis primär bei Erwachsenen, als auch indirekt bei ungeschützten Kontakten von Erwachsenen mit Säuglingen. Auch in anderen Ländern wurden bereits ähnliche Impfempfehlungen ausgesprochen. In Deutschland sind für Erwachsene vier Kombinationsimpfstoffe zugelassen. Aufgrund der geringen Nebenwirkungen, die fast ausschließlich von leichter Art und vorübergehend sind, beschließt die STIKO, überwiegt der Nutzen des Impfschutzes gegen die Erkrankung und die damit verbundenen Komplikationen.

An den ersten Tagen nach der Impfung sollte auf über das normale Maß hinausgehende körperliche Aktivitäten verzichtet werden. Auffrischimpfungen sollten lebenslang in 10-jährigen Abständen erfolgen. Eine Dosis reicht dabei bei gegebener Dokumentation von 3 Impfungen aus. Jede Impfung zählt, unabhängig von den zwischen den einzelnen Impfungen liegenden Abständen.

Indikationen 

Die Tetanusimpfung wird für alle Personen allgemein empfohlen. Eine Auffrischimpfung wird Personen empfohlen, die keinen oder keinen ausreichenden Immunschutz gegen Tetanus aufweisen.Schwangere ohne ausreichenden Immunschutz sollten im 3. Trimenon geimpft werden, da hierdurch ein Schutz vor Tetanus neonatorum für das Neugeborene erzielt werden kann.Die Tetanusimpfung wird weiterhin im Rahmen der postexpositionellen Tetanusprophylaxe gemeinsam mit Tetanus-Hyperimmunglobulin verabreicht.

Wechselwirkungen 

Zeitabstände zu anderen Impfungen sind nicht erforderlich.

Kontraindikationen 

Die Tetanus-Impfung sollte nicht durchgeführt werden bei Komplikationen (Thrombozytopenie, Neuritis) auf frühere Impfungen oder bei bekannten Allergien auf Impfbestandteile. Personen sollten nicht innerhalb von 12 Monaten mehrere Tetanus-Auffrischungsimpfungen erhalten.

Nebenwirkungen 

Detaillierte Angaben zu Nebenwirkungen im Zusammenhang mit der Gabe aller in Deutschland zugelassenen Impfungen enthalten die Hinweise für Ärzte zum Aufklärungsbedarf über >> Unerwünschte Wirkungen bei Schutzimpfungen der Ständigen Impfkommission (STIKO) am Robert-Koch-Institut. Beachten Sie zusätzlich die Packungsbeilage des Herstellers.

Patienteninformation

Sollten Sie für Ihre Patienten ein Informationsblatt zur Aufklärung über Krankheit und Impfung wünschen, so klicken Sie bitte hier: >> FI-Patienteninformationsblatt >> FI-Patientenaufklärung (mit Formular für Einverständniserklärung)

>> Tetanus: Ursachen, Behandlung und Vorbeugung | gesund.bund.de

>> Mehrsprachige Infomaterialien zur Impfung des RKI

Weitere Informationen

>> STIKO-Empfehlung zur Grundimmunisierung mit dem 6-fach-Impfstoff DTaP-IPV-Hib-HepB im Säuglingsalter nach dem 2+1-Impfschema (Epi. Bul.26/2020)

>> RKI-Ratgeber für Ärzte Tetanus (letzte Änderung 02/2018)

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